Es ist ständig die Rede von Gier. Oft liest man in der Presse „die Banker waren zu gierig“ oder „Gier der Finanzwelt“ usw. Aber was ist eigentlich Gier? Wie äußert sich diese? Ab wann spricht man von Gier? Ist Gier etwas Positives oder Negatives oder sogar beides? Diese und andere Fragestellungen versuchen wir in diesem Beitrag näher zu betrachten.
Zunächst einmal schauen wir uns Definitionen an. Bei Wikipedia erhalten wir folgende Beschreibung:
„Begierde bezeichnet den seelischen Antrieb zur Behebung eines Mangelerlebens mit einem damit verbundenen Aneignungswunsch des Gegenstandes oder Zustandes, welcher geeignet erscheint, diesen Mangel zu beheben. Richtungsgebend für den seelischen Antrieb sind beim Begehren mehr die damit verbundenen geistigen Faktoren (Emotionen, Phantasie, Wünsche), bei der Begierde dagegen mehr die körperlichen (Triebe, Schmerz, Hunger, Durst). Das zugehörige Verb ist in beiden Fällen begehren.“
Im Duden finden wir folgendes:
„Gier, die; – [mhd. gir(e), ahd. girī]: auf Genuss u. Befriedigung, Besitz u. Erfüllung von …“
Interessanterweise liefert der Duden zwei Bedeutungen für „gieren“. Zum einen bedeutet dieses Wort „gierig sein“ und zum anderen „seitliches Abweichen des Schiffes oder Flugzeuges“.
Wir halten fest, dass Gier viele Facetten hat. Es dient also zunächst ein mal zur Befriedigung von Wünschen, Visionen und Phantasien (geistig) bzw. Durst, Hunger, Triebe und Schmerz (körperlich). Was ist dann an Gier negativ? Sollte nicht jeder seine Wünsche erfüllen dürfen? In den meisten Fällen wird Gier in einem negativen Zusammenhang verwendet. Besonders deutlich wird dies in der Berichterstattung zur Finanzkrise. Auch im täglichen Leben wird „gierig sein“ als eine schlechte Eigenschaft angesehen. Die im Sprachgebrauch benutzte Interpretation ist demnach konträr zur Definition. Allerdings stellen wir auch fest, dass „begehren“ eher als angenehm und ausdrucksstark gewertet wird, obwohl es sich um ein Verb zum Substantiv handelt. Sätze wie „ich begehre Dich“ oder „das ist eine begehrenswerte Person“ werden meistens in einem positiven Zusammenhang verwendet. Wir scheinen beim Sprechen unbewusst eine Differenzierung und Wertung vorzunehmen, ohne uns im Klaren zu sein, dass beide Wörter (Gier und begehren) im Grundsatz das Gleiche beschreiben. Warum werten wir dann Gier negativ?
Das wird an unseren Erfahrungen liegen. Grundsätzlich ist das Befriedigen von Wünschen egoistisch, weil wir in diesem Moment primär an uns denken, nämlich an unsere Wünsche. Da Egoismus in unserer Kultur meistens als negativ angesehen wird, sehen wir Gier auch als etwas Schlechtes an. Es gilt die Devise „es ist nie genug“. Jedoch wollen wir mit „begehren“ oft die tiefe Zuneigung zu einer Person ausdrücken und distanzieren uns mit unserer Interpretation von Gier. Des Weiteren wird Gier oft im Zusammenhang mit Besitztümern, insbesondere Geld verwendet. Wir sagen „die Banker sind gierig“ (nach Geld) oder „die Gier der Investmentbanker nach deren Boni war grenzenlos“ oder manch mal hört man von Eltern sagen „sei doch nicht so gierig“ (wird oft beim Essen gesagt, wenn die Kinder zu schnell essen; Gier nach Essen ist auch eine Art von Besitztum) oder „er/sie ist gierig nach Macht“.
Zusammenfassend können wir sagen, das Gier grundsätzlich etwas Positives ist. Insbesondere beim Streben nach einer Vision oder Wunsch kann es sich um einen Motivator handeln, der einen Menschen antreibt. Jedoch muss beachtet werden, dass bei Übertreibung schnell eine Wende ins Negative stattfinden kann. Letztlich sind viele Erfindungen und Verhaltensweisen aufgrund von Gier entstanden und entstehen heute noch. Beispiele sind die Glühlampe, die Dampfmaschine und das Automobil, aber auch die Atombombe, Verschwendung von Ressourcen und Krieg. An diesen Beispielen erkennen wir, dass das Ergebnis von Gier sehr unterschiedlich sein kann. Glücklicherweise kann jeder selbst entscheiden, ob er die Gier als positive oder negative Kraft nutzt.
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